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Presse

Rarität macht atemlos

Stadt Sulzbach-Rosenberg                  Sa., 27. / So., 28. Februar 2016

Rarität macht atemlos

“Emotional packend“ – das war das einhellige Fazit der Konzertbesucher. Der Kammermusikkreis der Volkshochschule ging das Risiko ein, einen Liederabend mit der „Dichterliebe“ von Robert Schumann anzubieten, und es hat sich unzweifelhaft gelohnt.

Sulzbach-Rosenberg. (cog) Franz Schuberts „Winterreise“ und die „Schöne Müllerin“ stehen immer wieder auf den Programmzetteln bei Konzerten, aber Schumanns großer Liederzyklus wird selten dargeboten. Diese Rarität sang der Bariton Matthias Winckhler, kongenial von Bernadette Bartos am Flügel begleitet. Text, Melodie, Gesang und Begleitung waren eine harmonische Einheit. Der Sänger stand auf der Bühne und sang scheinbar mühelos. Die enormen technischen Anforderun- gen, die diese Lieder stellen, machte er vergessen und überzeugte mit seiner ausdrucksvollen Gestaltung. Es war, als gebe er seinen ureigensten Gefühlen Ausdruck. So ging sein Vor- trag zu Herzen wie eine Liebeserklärung, die alle freudigen und traurigen Momente einer Liebe umfasst.

Von grollenden Basstiefen in „Im Rhein, im heiligen Strome“, über lyrische Weichheit in „Am leuchtenden Sommermorgen“ und ein berückend schönes Piano in „Hör ich ein Liedchen klingen“ bis hin zur Zerrissenheit in „Die alten, bösen Lieder“, immer erweckte er die Lieder zum Leben, immer lauschte das Publikum atemlos.

Bartos ließ den Flügel singen. Ihr Spiel schmiegte sich an den Gesang an, war Echo und Ermunterung zugleich für Winckhler. Nicht nur die leidenschaftlichen, sondern gerade die leisen, verhaltenen Passagen spielte sie sehr intensiv. Ihr subtiles Spiel war gleichsam die kostbare Fassung für die Perle des Gesangs.

Auf dieses Erlebnis hatten Winckhler und Bartos das Publikum vor der Pause mit Schumanns „Liederkreis op. 24“ eingestimmt. Schon hier zeigte sich die Wandlungsfähigkeit der Stimme, mit der der Sänger seine Zuhörer bezauberte. Die musikalischen Miniaturen nach Gedichten von Heinrich Heine verlangten Winckhler größte Beweglichkeit ab, musste er sich doch immer wieder auf eine ganz andere Stimmung einstellen. Aber es gelang ihm, jedes einzelne Lied individuell mit tiefem Verständnis zu gestalten.

Bei Hugo Wolfs „Harfenspieler Liedern“ erschütterte er mit düsterer Dramatik. Dachte man bei „Wer sich der Einsamkeit ergibt“, der Sänger habe die tiefste Verzweiflung ausgedrückt, gelang es ihm, den Abgrund der Hoffnungslosigkeit noch tiefer auszuloten. Es war erschütternd.

Mit stürmischem Applaus überzeugten die Zuhörer Winckhler und Bartos, noch zwei Zugaben zu geben. Bei „Nichts“ und „Zueignung“ von Richard Strauss zeigten sie, dass sie auch mit schelmischem Humor zu verzaubern verstehen. Nicht enden wollte der Beifall für ein herrliches Musikerlebnis.